Blogbeitrag | 15. Juli 2024
Die Erfolgsstory der Berliner Verkehrsbetriebe: Warum ihre Werbekampagne so anders und unglaublich erfolgreich ist
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind nicht nur für ihre Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen bekannt, sondern auch für ihre herausragende und unkonventionelle Werbekampagne, die weit über Berlin hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt hat. In einer Branche, die oft als langweilig und bieder gilt, hat die BVG es geschafft, mit kreativen, humorvollen und oft provokativen Kampagnen ein Image aufzubauen, das einzigartig ist. Doch was genau macht die Kampagne der BVG so erfolgreich und anders als die vieler anderer Verkehrsbetriebe? In diesem Blog-Beitrag gehen wir dieser Frage auf den Grund und beleuchten einige der besten Beispiele für die kreative Werbeoffensive der BVG.
1. Selbstironie als Markenzeichen
Ein zentraler Aspekt, der die BVG-Kampagne von anderen Verkehrsbetrieben unterscheidet, ist der mutige Einsatz von Selbstironie. Während viele Unternehmen versuchen, ihre Schwächen zu kaschieren oder gar nicht erst anzusprechen, geht die BVG den entgegengesetzten Weg: Sie macht sich über sich selbst lustig und gewinnt damit die Herzen der Fahrgäste.
Beispiel: Eine der bekanntesten Kampagnen war der Slogan „Weil wir dich lieben“. Dieser Slogan wurde auf ironische Weise in verschiedene Szenarien eingebaut, die typische Probleme des Berliner Nahverkehrs aufgreifen – von Verspätungen bis hin zu vollen Zügen. Die BVG stellte sich in ihren Werbespots als „der sympathische Chaot“ dar, der trotz seiner Macken einfach liebenswert ist.
Warum es funktioniert: Die BVG spricht mit dieser Strategie das Lebensgefühl der Berliner an – die raue, aber herzliche Art, die in der Hauptstadt so typisch ist. Die Selbstironie schafft eine Verbindung zu den Fahrgästen, die das alltägliche Chaos im Nahverkehr nur zu gut kennen. Anstatt sich über die BVG zu ärgern, können die Menschen gemeinsam mit ihr darüber lachen.
2. Kreative Inhalte, die viral gehen
Ein weiterer Grund für den Erfolg der BVG-Werbekampagnen ist die konsequente Nutzung von viralen Inhalten. Die BVG hat es geschafft, Werbespots und Aktionen zu kreieren, die in sozialen Medien massiv geteilt werden und so eine enorme Reichweite erzielen.
Beispiel: Der Werbespot „Is mir egal“, in dem der Berliner Rapper Kazim Akboga singend durch die U-Bahn fährt, wurde zum absoluten Hit. Der Song, der die entspannte Haltung der BVG gegenüber den skurrilen Alltagssituationen in Berlin aufgreift, wurde millionenfach auf YouTube angesehen und in den sozialen Medien geteilt. Der Text „Is mir egal, ich fahr' Schwarz“ wurde zu einem viralen Phänomen und ist noch heute ein Ohrwurm.
Warum es funktioniert: Die BVG versteht es, den Nerv der Zeit zu treffen. Sie kreiert Inhalte, die nicht nur werblich sind, sondern unterhalten und zum Mitmachen einladen. Dadurch entstehen virale Effekte, die weit über die eigentliche Zielgruppe hinausgehen.
3. Authentizität und Nähe zum Publikum
Im Gegensatz zu vielen anderen Verkehrsbetrieben, die oft distanziert und bürokratisch wirken, präsentiert sich die BVG als authentisch und nahbar. Sie spricht ihre Kunden auf Augenhöhe an und ist dabei erfrischend ehrlich.
Beispiel: Die BVG reagiert regelmäßig auf Social-Media-Kommentare und greift dabei den Berliner Humor auf. Ein berühmtes Beispiel ist die Antwort der BVG auf einen Twitter-Nutzer, der fragte, warum die U-Bahn so stinkt. Die BVG antwortete mit „Dein Parfüm steht dir aber auch nicht, Schätzelein.“ Diese Art von humorvoller und direkter Kommunikation kommt bei den Berlinern gut an und zeigt, dass die BVG nicht nur ein Dienstleister ist, sondern ein Teil der Berliner Kultur.
Warum es funktioniert: Authentizität ist heute mehr denn je gefragt. Die BVG zeigt, dass sie nicht nur ein Unternehmen ist, das Dienst nach Vorschrift macht, sondern ein Teil der Stadtgemeinschaft. Diese Nähe zum Publikum stärkt die Kundenbindung und sorgt dafür, dass die Menschen die BVG nicht nur als Transportmittel, sondern als sympathischen Begleiter durch den Alltag wahrnehmen.
4. Kreative Aktionen, die Grenzen sprengen
Die BVG scheut sich nicht davor, Grenzen zu überschreiten und auch mal kontroverse Themen aufzugreifen. Diese Mutigkeit macht die Kampagnen der BVG so einzigartig und erfolgreich.
Beispiel: Die „Sneaker-Aktion“ war eine der wohl kreativsten Marketingmaßnahmen der BVG. 2018 brachte die BVG in Kooperation mit Adidas einen limitierten Sneaker heraus, der das Design der Berliner U-Bahn-Sitze aufgriff. Der Clou: Der Sneaker war gleichzeitig eine Jahreskarte für den Berliner Nahverkehr. Diese Aktion sorgte weltweit für Aufsehen, und die Schuhe waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Warum es funktioniert: Diese Aktion vereinte mehrere Erfolgsfaktoren: Sie war innovativ, exklusiv und sprach eine breite Zielgruppe an – von Sneakerheads bis hin zu Berlin-Liebhabern. Die Kampagne war ein Paradebeispiel dafür, wie man mit einer kreativen Idee die Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit gewinnen kann.
5. Mut zum Anderssein
Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor der BVG-Kampagnen ist der Mut, anders zu sein. Während viele Unternehmen darauf setzen, möglichst konventionell und sicher aufzutreten, wagt die BVG immer wieder Neues und geht Risiken ein – und das mit großem Erfolg.
Beispiel: Die Kampagne „Mind the Gap“ war eine ironische Anspielung auf den berühmten Londoner Slogan „Mind the Gap“, der vor der Lücke zwischen Zug und Bahnsteig warnt. Die BVG nutzte diesen Slogan, um auf den Berliner Humor anzuspielen und gleichzeitig eine kleine Stichelei in Richtung London loszulassen. Diese Art von subtiler, aber provokanter Werbung zeigt den Mut der BVG, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen.
Warum es funktioniert: Mut wird belohnt – zumindest in der Welt des Marketings. Die BVG zeigt, dass es sich auszahlt, aus der Reihe zu tanzen und Dinge anders zu machen als die Konkurrenz. Dieser Mut hat die BVG zu einer der bekanntesten und beliebtesten Marken in Berlin gemacht.
Fazit: Die BVG als Marketing-Vorreiter
Die BVG hat es geschafft, mit ihrer unkonventionellen und kreativen Werbekampagne neue Maßstäbe zu setzen. Durch den Einsatz von Selbstironie, viralen Inhalten, Authentizität, kreativen Aktionen und dem Mut zum Anderssein hat sich die BVG zu einer Marke entwickelt, die weit über den Berliner Nahverkehr hinaus bekannt ist. Diese Kampagne zeigt, dass man mit Humor, Kreativität und einem guten Gespür für die Zielgruppe auch in einer vermeintlich langweiligen Branche große Erfolge feiern kann.
Andere Verkehrsbetriebe können viel von der BVG lernen – vor allem, dass es sich lohnt, nicht immer auf Nummer sicher zu gehen, sondern den Mut zu haben, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und gleichzeitig eine starke, authentische Verbindung zu den Fahrgästen aufzubauen. So wird aus einem einfachen Verkehrsbetrieb eine Kultmarke, die jeder kennt und über die jeder spricht – und das ist wohl der größte Erfolg, den eine Werbekampagne erzielen kann.